Sonntag, 6. Februar 2011

Abenteuer in Saigon

Liebe Ihr!

Es ist kurz vor 8:00 Uhr und gleich geht`s auf unsere dreitägige Bootsfahrt auf dem MEKONG. Wenn es nur halb so gut wird, wie die Bilder versprechen, dann wird es sicher ein Höhepunkt auf unserer Reise. Um einen kleinen Vorgeschmack zu bekommen, hier ein Link zu der Reise:
http://www.mekongeyes.com/
bzw
http://www.mekongeyes.com/de/touren/rund-touren-von-saigon/3-taegige-flussfahrt-im-mekong-delta

Wir freuen uns schon riesig!
Und wir werden berichten

Hier noch eine kleine Zusammenfassung der letzten beiden Tage hier in SAIGON (offiziell: Ho Chi Minh Stadt) 

Neujahrsfest in SAIGON
Wie ich (Robert) ja schon berichtete, wurde mir beim Neujahrsfest hier das Portemonnaie gestohlen. Trotzdem war es (bis dahin) ein unglaublich schöner Abend. Wir sind mit Alex und Mia (einem sehr netten Paar aus Bayern, dass wir in einem Café kennen lernten) gemeinsam zu dem größten Feiertag in Vietnam aufgebrochen. Die Vietnamesen haben zwei parallele Kalender: Unseren "Sonnenkalender", und Ihren "Mondkalender", nach dem hier am 03. Februar das neue Jahr begrüßt wird. Die Feierlichkeiten dauern drei Tage, an denen alles öffentliche Leben zum Erliegen kommt: Läden und Restaurants haben zum großen teil geschlossen, Hotels werden (wenn überhaupt) nur mit einer Notbesetzung geführt, und fast alle Vietnanesen verbringen diese Tage mit ihrer Familie. Die enormen Auswirkungen dieses Festes hatten uns ja bereits zu einer Änderung unserer geplanten Reiseroute gezwungen: Züge sind bereits Wochen im Voraus komplett ausgebucht, Busse zum Großteil ebenfalls. An den drei Tet-Tagen gar kein öffentlicher Nahverkehr. Daher flüchteten wir ein paar Tage im Voraus nach Kambodscha, was auch die richtige Wahl war! Zwei Tet-Tage bekamen wir dann hier in Saigon dann aber noch mit, und in dieser Metropole haben zumindest einige Restaurants und Geschäfte geöffnet. Was uns dann aber bei den öffentlichen Feierlichkeiten erwartete, hatten wir nicht erwartet: Über 100.000 Vietnamesen flanierten an einem extra dafür umgestalteten Boulevard mitten in der Stadt - gesäumt von einem wahren Blumenmeer.
Einstimmung auf die Neujahrsfeier in der Hotelbar des Sheraton-Hotel (Cocktail: 3€!) im 23sten Stock. Im Hintergrund kann man unten die Feierlichkeiten sehen

Blumenschmuck zum Neujahrsfest

Ein Modell oder eine vietnamesische Tänzerin?? Wir wissen es nicht. Zumindest posierte sie mit einigen Vietnamesen

Neujahr ist hier aber nicht nur wie bei uns Silvester: Alle Vietnamesen feiern Geburtstag (!!), viele Fabriken entlassen zum Jahresende die gesamte Belegschaft, um im neuen Jahr wieder neu anzufangen. Ein neues Jahr - ein neuer Lebensabschnitt - fängt an, und die meisten  über das enorm lange Land verstreuten Vietnamesen reisen in ihre Heimatstädte und -dörfer. Und dann wird gefeiert, wie man auf den Fotos sehen kann!

Lustige Parade zum Neujahrsfest

Alex, Mia und Andreas

Ich glaube, dass Andreas, Alexander (der auch recht groß ist) und ich zu den am meisten fotografierten Motiven des Abends gehörten - im Ernst! Überall wurde auf uns gezeigt, Leute stellten sich neben uns, um hoch zu schauen. Und alle paar Meter kam die Nachfrage, ob man sich nicht mit uns fotografieren lassen könnte. hier eine kleine Auswahl:



Wir kamen uns ein bisschen wie Stars bei einem Bad in der Menge

Dazu kommt, dass Kinder eine sehr große Rolle bei diesem Neujahrsfest spielen. Hier ein besonders goldiges Exemplar, das ich auf den Arm nehmen sollte:

Die Stimmung war ausgelassen, friedlich - einfach schön! Bis ich schliesslich feststellte, dass sich jemand mein Portemonnaie "ausgeborgt" hatte… Schade, ein unschöner Abschluss für diesen wunderschönen Abend.

Auch sonst ist Saigon eine sehr interessante aufstrebende Stadt. Man merkt, wie sehr der Ort pulsiert und in den Aufbruch ist.

Flanierboulevard mit Wolkenkratzer im Hintergrund

Straße in der Nähe der Neujahrsfeierlichkeiten

Ein ernster Abschnitt - 
Die Tunnel von Cu Chi und die vietnamesische Vergangenheit
Ich möchte an dieser Stelle keine Geschichtsstunde abhalten - aber die Grauen des letzten Jahrhunderts stecken dem Land überall sichtbar in den Knochen und sind alltäglich präsent. mein Gott, was hat diese Nation leiden müssen - besonders im letzten Jahrhundert. Nach den Franzosen kamen die Japaner. Diese hatten während Ihrer Besatzung während des Zweiten Weltkrieges so hohe Reismengen eingefordert, dass in dessen Folge bis zu zehn Millionen Vietnamesen verhungerten. Und schließlich der Vietnamkrieg, mit dem ich mich als Europäer (leider) bisher nicht sonderlich beschäftigt hatte. Ein Krieg, für den es aus Sicht der USA keinen Grund gab - außer, dass die Amerikaner Angst hatten, dass der Kommunismus sich hier ausbreiten würde. Die Bilanz: 
  • mind. 4 Millionen tote Vietnamesen
  • Über sieben Millionen Tonnen Bomben (!!) warf die US-Luftwaffe auf Vietnam, mehr als dreimal so viel wie im Zweiten Weltkrieg.
  • 70 Mio. Liter Herbizide - allein 40 Mio Liter Agent Orange und Splitterbomben wurden eingesetzt, Wälder entlaubt, riesige Landflächen vergiftet und Massaker an der Zivilbevölkerung verübt.
  • 170 kg Dioxin, die giftigste Substanz der Welt, wurden freigesetzt. Bei der Katastrophe von Seveso waren es gerade einmal 300gr.
  • Mit den Folgen hat Vietnam bis heute zu kämpfen: Auf unbestimmte Zeit sind die Böden verseucht (Dioxin baut sich so gut wie gar nicht ab).
  • Weder die USA noch die Gift-Produzenten (Dow Chemical und Monsanto) haben bis heute Repessionszahlungen geleistet.

Wie gesagt, ich will an dieser Stelle keine Moralkeule schwingen und die Geschichte ist hinreichend bekannt, aber die Folgen sind hier so präsent, dass ich sie täglich sehe und mich sehr berühren: Verkrüppelte und grausam entstellte Menschen - zerstörte Natur in einem ehemaligen Paradies. Die Gifte werden über das Essen aufgenommen und an die nächsten Generationen weiter gegeben. 
Gestern haben wir die Tunnelanlagen von CU CHI der Vietnamkämpfer und anschließend das "Kriegsrestemuseum" angeschaut. 
Unser Fremdenführer "Hai Fatman" bei der Besichtigung der  vietnamesischen Tunnel aus den Tagen des  Vietnamkrieges (er steht auf einer Stufe!!)
Das war ganz schön harter Tobak. Sicherlich in einer propagandistischen Darstellung, aber trotzdem so emotional, das es mir buchstäblich die Kehle zuschnürte. Harte Fakten, grausame Bilder - da hat man schon mit Tränen zu kämpfen. Mein Gott, wie viel Leid hat dieses Land ungerechter Weise ertrargen müssen und erträgt es noch immer?

Umso erstaunlicher ist es, wie offen und freundlich die Vietnamesen den Ausländern gegenüber eingestellt sind. Wir haben nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise Anfeindungen gespürt. Die Menschen hier sind so positiv gestimmt und voller Hoffnung in die Zukunft, dass es uns erstaunt. Dies ist auch schon häufig ein Thema gewesen, das wir mit anderen Touristen diskutiert haben.
Das junge Vietnam schaut frohen Mutes nach vorn und nicht zurück.

Nun gut, so findet dieser Bericht ja doch noch ein positives Ende bzw Fazit.

Andreas futtert gerade noch seine Hühnersuppe zu Frühstück. Außerdem gibt`s exotisches Obst, gekochte Rippchen mit Süsskartoffeln und Reis.
Und gleich geht es ab auf unsere Mekong-Rundfahrt!


Ahoi!
Robert & Andreas

1 Kommentar:

  1. Hallo, Andreas und Robert,
    Eure Reiseberichte sind prächtig. Ich wünsche Euch riesig viel Spaß auf dem Mekong...by the way: wie ist es nur möglich gewesen, dich zu beklauen? Mit Räuberleiter?
    Alles Gute und bleibt gesund,
    Grüße von Ariane.

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