Montag, 14. Februar 2011

Hong Kong: Die Megastadt zum Abschluss

Liebe Ihr!

Eigentlich sollte Euch unser letzter Urlaubsgruß noch aus Hong Kong erreichen. Da klappte es dann mit dem Internet nicht mehr so recht - und nun sitzen Andreas & ich auf dem Frankfurter Bahnhof und warten auf unseren Zug gen Hannover.

Zwei Wehrmutstropfen bestimmten leider unsere letzte Reiseetappe und den Besuch dieser phantastischen Stadt: 
1. Das Wetter und 
2. mit Rücksicht auf die weiblichen Leser umschreibe ich es mal mit "Magen-Darm-Problemen" bei Andreas und mir :-(

ZUM WETTER
Formulieren wir es mal positiv: Hong Kong gibt uns die wunderbare Möglichkeit, uns ideal vom tropischen Vietnam auf das nasskalte Deutschland vorzubereiten. Es wird hier gerade von Tag kälter und feuchter.
Unser Hotel ist in "Kowloon", der HONG KONG-Insel direkt gegenüberliegenden Festlandseite. Die Insel ist so nah, dass man eher denkt, man wäre durch einen Fluß getrennt - wie im Hamburger Hafen. Mit dem Unterschied, das die Insel Hong Kong Island gesäumt ist mit einer Wolkenkratzerlandschaft. Unser Hotelzimmer befindet sich direkt auf der gegenüberliegenden Seite, so dass wir die atemberaubende Skyline direkt vor der Nase haben, wenn wir aus dem Bett bzw aus dem Fenster schauen!! Super! Wenn da nicht die bereits erwähnte Wetterproblematik wäre! Am ersten Abend war die Sicht so miserabel, dass wir die "Gipfel" der Wolkenkratzer nicht sehen konnten, ganz zu Schweigen vom Gipfel des Berges von Hong Kong Island.


Panorama von Hong Kong im Dunst
zu PROBLEM 2 (Magen-Darm) will ich gar nicht viel schreiben, außer: Was sind wir nicht Vietnam in einfachen bis schäbbigen Restaurants und Straßenküchen zu Gast gewesen, ohne irgendwelche Probleme zu haben. Und nun kommen wir in eine Weltmetropole von lebensmitteltechnischem und hygienischem Höchststandard, und das Elend nimmt seinen Lauf. Tsss! Das hatte nun zur Folge, das wir abends SEHR früh um Hotel waren, da wir einfach ziemlich fertig sind. Außerdem wollen wir nicht irgendwelche Risiken eingehen an Orten, wo man vielleicht nicht so gern ausgiebig eine Toilette aufsuchen möchte.

JUMBO KINGDOM
Sowohl unser Reiseführer als auch die Tante von der Touri-Info legten uns wärmstens das schwimmende Mega-Restaurant JUMBO-KINGDOM ans Herz. Also begaben wir uns in den Norden der Insel, um uns diesen wahrhaften Palast im Hafen von Aberdeen anzusehen - und natürlich auch etwas zu verspeisen. Wer meint, das China-Restaurants in Deutschland einen Hauch zu kitschig seien, sei dieser Alptraum aus Plastik wärmstens ans Herz gelegt: 2.800 Gäste passen auf dieses Monsterschiff, neben dem sogar die überbordenden "China-Paläste" und "Lotus-Gärten" in unserer Heimat wie aus der Bauhaus-Gropius-Ära erscheinen. Mehr blinkende Glühbirnchen und Palstikverzierungen wären einfach nicht unterzubringen gewesen! Wir fanden es super! Wir schlugen uns mit einigen Dim-Sum-Spezialitäten den Wanst voll, die mit einer Ausnahme auch super waren. Nur die wabbelige und äußerst durchwachsende Schweineschwarte war nicht ganz nach unserem Gusto.
Das Restaurant ist auf jeden Fall nen Abstecher wert (nicht nur für Trash-Fans!), ringsherum im Hafen liegt eine Luxusjacht neben der Nächsten - allein das ist etwas fürs Auge!
Jumbo Kingdom - Ein asiatischer Traum aus Plastik und Glühlämpchen


BUSFAHREN IN HONG KONG
Da kommen wir nun aus Vietnam, und meinten wir seien mit allen Wasser gewaschen, was den öffentlichen Nahverkehr angeht - weit gefehlt. Ohne übertreiben zu wollen: Die Kollossos-Achterbahn im Heide-Park ist nix dagegen - zumindest war Andreas und mir nach dieser NICHT schlecht! Hier ist es anders gewesen: Nach zwei jeweils zwanzigminütigen Berg- und Talfahrten meinte Andreas, er bräuchte erst einmal eine Rekonvaleszenz-Phase. Der Busfahrer heizte mit einem derartigen Affenzahn, bremste, beschleunigte und wirbelte um die Ecke, dass zwei japanische Touristinnen neben uns aus den Sitzen gehoben wurden, und im Durchgang des Busses wieder auf dem Boden der Tatsachen landeten, den Schuhen beraubt. Danach hielten sie sich krampfhaft an der Haltestange de Busses fest (siehe Foto). Was für ein Höllenritt! Ein hinter uns sitzender Chinese meinte zu uns, dies sei normal.

Japanerinnen krallen sich bei turbulenter Busfahrt fest

EINKAUFSZENTREN
Hong-Kong-Island besteht größten Teils aus riesigen Einkaufszentren, die wir sonst noch nirgendwo gesehen haben: Gucci, Prada, Armani, Rolex, Chanel & Co geben sich hier abwechselnd die Klinke in die Hand, Geschäfte im mittleren Preissegment sieht man (im Zentrum) so gut wie gar nicht. Und auch die Einkaufszentren an sich haben nichts mit reudigen ECE-Zentren in Deutschland gemeinsam. Marmor und Granit sind die bestimmenden Materialien in den SEHR großzügigen Anlagen. Diese sind wiederum mit Tunneln und überdachten Flanierwegen über dem Erdboden miteinander verbunden, so dass man sich auch bei Regen trockenen Fußes durch den Großteil der City bewegen kann - ohne auf einem ordinären Gehweg laufen zu müssen. In den Lebensmittelmärkten der zentralen Einkaufszentren gibt's dann auch von einzeln verschweißten und auf Hochglanz polierten Äpfeln bis hin zu allem an Fleisch und Fisch, was man so zerteilen kann. Und ein Renner scheinen Ferrero-Rocher zu sein - die wirklich übersichtliche Packung für umgerechnet schlappe 12 €! 
Einen weiteren Shopping-Höhepunkt erlebten wir am letzten Tag unseres Aufenthaltes: Da das Wetter sehr mäßig war, besuchten wir das Wissenschaftsmuseum und das herausragende und riesige "Geschichtsmuseum von Hong Kong". Nach über vier Sunden waren wir dann im wahrsten Sinne des Wortes fertig und wollten einfach nur einen Kaffee trinken. Also ging es ins nächstgelegene Einkaufszentrum "The One", das mit der Grundfläche schon ohne Probleme mit einem deutschen Einkaufszentrum mithalten kann. Mit einem Unterschied: "The One" hat 17 (!!!) Stockwerke. Oh! Mein! Gott! Und wir wollten doch nur einen Kaffee. Der Gastrobereich ist in den Etagen 15 bis 17 untergebracht, also fuhren wir in den 15. Stock. Diese Etage ist aber ausschließlich Hochzeitsfeiern gewidmet - unglaublich. Da sitzen dann verschiedene Hochzeitsgesellschaften gemeinsam in einem großen Saal, um gemeinsam den Bund für die Ehe zu schließen. Das war dann nicht unsere gewünschte Kaffeehaus-Atmophäre, also schlenderte wir eine Etage höher…. Diese war wiederum chinesischer Livemusik gewidmet! Lange Rede - kurzer Sinn: Nach einer halben Stunde hielten wir dann unseren Kaffeebecher in den müden Händen.
Hong Kong - Nachtpanorama
Ansonsten:
- Hong Kong ist eine wirklich tolle, abwechslungsreiche und lebenswerte Stadt. Allerdings nicht für einen 2-Tagesstop.
- Wenn hier jemand nen Job für mich hat: Bitte Bescheid sagen! Ich mach`s!
- Verbote: Irgendwie ist her so ziemlich alles verboten, was Spass macht: Rauchen (in Restaurants, an öffentlichen Plätzen, eigentlich überall), Vögel füttern, das Betreten von Rasenflächen, Skateboarden, Essen und Trinken in den Öffies….
- Geschwindigkeit: Ich habe das Gefühl, das Leben vollzieht sich hier im Zeitraffer: Hochhäuser und Wolkenkratzer werden am laufenden Band hochgezogen, in den Straßen herrscht ein unheimliches Gewusel, Rolltreppen und Fahrstühe fahren mit doppelter Geschwindigkeit. Und trotzdem ist`s recht gelassen…

So, hiermit schließt sich unser Reisebericht. Wir sitzen in der Flughafenlobby und warten auf unseren Flug nach Frankfurt! wir haben das Gefühl, schon ganz schön lange unterwegs gewesen zu sein - und trotzdem war die Zeit zu kurz. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf die HEIMAT!
In diesem Sinne: Bis bald,
fühlt euch umarmt,


NACHTRAG:
Da ich die Mails ja nun erst von Deutschland losschicken konnte:
1. Das Thema Magen-Darm war auch noch auf dem Flughafen so präsent, das Andreas und ich prophylaktisch lieber noch ein Paar Schlüppis einkauften..... man Weiss ja nie! Ging Gott sei Dank alles gut
2. Der Stewart war so in uns verliebt, dass er alle 10 Minuten vorbeischlawenzelte, und uns nach Wünschen fragte. Richtig gut! Nach dem vierten Gin-Tonic winkten wir dann aber ab :-). Zumal die Gläser zu zwei Dritteln mit Gin gefüllt waren, und das Tonic extra serviert wurde!!

Kung Fu Rob & Karate Kid Andreas 





Lecker Essen!

Kitsch an allen Ecken und Enden





Spass im Spiegelkabinett

Spass im Spiegelkabinett

Freitag, 11. Februar 2011

Tuckern auf dem Mekong

Dienstag, 08. Februar 2011 - Später Vormittag
Ihr Lieben!
Was für ein erhabenes Gefühl! Ich sitze hier auf der "Mekong Eyes II" - einem mondän umgebauten ehemaligen Reisfrachter auf dem überdachten Oberdeck. Das gesamte Schiff wurde mit dunklem Tropenholz vor vier Monaten restauriert. Und nun sitze ich hier mit Blick auf einen der unzähligen Seitenarme des Mekong-Deltas bei strahlendem Sonnenschein! Herrlich!
Unser Dschungel-Dampfer - die "Dragon Eyes"
Das Oberdeck mit unserem Speisebereich
Ein Auszug aus der exotischen Speisekarte:
Tintenfischarme mit Wasserspinat

Knackig frisches Obst - hier in Form eines Krebses

Die Anreise von Saigon hatte etwas von einer sich selbst erfüllende Prophezeiung. Am Vorabend meinte ich noch zu Andreas, dass ich das Gefühl hätte, dass wir am nächsten Morgen vor unserem Hotel auf den Shuttle-service warten würde, und niemand käme! Und so kam es dann auch - beziehungsweise es kam niemand. Nach einigen Telefonaten des Hotels und einem Missverständnis bezüglich der Abholung kam dann aber nach ein paar Minuten eine Limousine, um uns aufzulesen. Nach halber Strecke stiegen wir dann in einen zweiten Wagen, der uns zum Ziel, den Hafen von CAN THO brachte. Statt des beschriebenen Schiffes "Mekong Eyes" für 18 Touristen wartete hier die kleine Schwester "Dragon Eyes". Und jetzt kommts: Auf diesem Traumschiff gibt es nur zwei Kabinen für insgesamt 4 Passagiere! Die Besatzung sind ca. 6 Vietnamesen. Unsere Kabine ist riesig und erinnert tatsächlich - wie geträumt - an Agatha Christies Tod auf dem Nil. Dazu kommt ein traumhaftes Bad im dunklen Tropenholz mit bronzefarbenen Armaturen.
Zu uns gesellte sich nur eine weitere Passagierin - Monika, 65 Jahre jung: Eine sehr interessante und redseelige schweizer Buchrezessorin. Zur ihrer Erleichterung war sie nicht die einzige Passagierin. Nachdem sie ihren Pina Colada ausgeschlürft hatte und sich gemeinsam mit uns ein Dosenbier bestellte, war klar, dass es ein gemütlicher und geselliger Abend werden würde. Und so kam es dann auch. Es wurde viel gelacht und diskutiert, und wir genossen den Sonnenuntergang über dem Mekong, das fantastische Essen und das eine oder andere Getränk.
Heute haben wir schon eine kleine Fahrradtour entlang eines kleinen Seitenarmes des Mekong hinter uns: Ein schwimmender Markt (wie ein Wochenmarkt - nur auf Booten), eine vietnamesische Hochzeitsfeier, eine "Süßigkeiten-Manufaktur" und viele wunderschöne Kleinigkeiten waren Teil unseres Ausfluges. Es ist gar nicht so einfach, auf den schmalen Wegen auf einem viel zu kleinem Fahrrad zu fahren, während von hinten und vorne die Hondas an einem vorbei düsen.

Vietnamesisches Brautpaar

ziiiiemlich große Phyton auf einem kleinen Bauernhof am Wegesrand
Gleicher Tag - Später Nachmittag
Puhchen! Ich bin in der prallen Nachmittagssonne auf der Sonnenliege des Oberdecks für ca. eine Stunde eingeschlafen - und nun fühle ich mich wie Dörrobst! 
In einem Dampfgarer!
Ich habe mindestens 10 Kilo abgenommen (an dieser Stelle schöne Grüße an Silke!)

Melonenverkäufer auf dem schwimmenden Markt.
Die jeweiligen Verkäufer kommen zum Teil aus bis zu 300 km entfernten Gegenden, um nach einer dreitägigen Fahrt ihr Gemüse zu verhökern.

Anlässlich des Neujahresfestes schmückten vor allem gelb blühende Sträucher  alle Boote


Als Sundowner gab es natürlich täglich einen Gin Tonc :-)



Ananas am Stil
 Sonnenaufgang am Mekong

Sonnenaufgang am Mekong

in einem kleinen Seitenarm des Mekong - und wieder gelber Blumenschmuck zum Neujahrsgruß
Kleinkram:
- Monika unterhielt sich hier mit einer ostdeutschen Dame, die Ihr mit flammenden Worten von Ihrer Begeisterung für Kastratenmusik (!!) erzählte. Aber ihr Mann würde ja mit dem Gesang nicht so klar kommen. Die Musik gefiele ihm. Monika empfahl ihr daraufhin, sich einmal mit dem Werk Georg Friedrich Händels auseinanderzusetzen. Der Kommentar der Dame: "nööö, den Sänger kenn ich net!" - schön!
- Honda ist in Vietnam ein Sammelbegriff für Motorräder, wie bei uns Tempo für Taschentücher. Und ich habe mich schon gewundert, dass es nur Werkstätten für Hondas gibt.
- Frische Guave schmeckt übrigens leider hier wie Stein. Hat auch ungefähr die Konsistenz von Stein…. Kein Vergleich zum süßen Guavensaft in Deutschland
- Mangos und Ananas wiederum sind hier wahrlich Geschmacksexpolsionen.
- In unseren Saigoner Hotel gab es zur Begrüßung nach der langen Anreise eine vietnamesische "Capri-Sonne" mit Hello-Kitty-Aufklebern. Dankbar nahm ich einen tiefen Schluck. Es war eine Art Ginseng-Tee-Erfrischungsgetränk! So was Schlimmes habe ich in meinem ganzen Leben noch nie getrunken, ich schwöre! Wir standen noch vor der Rezeptionistin, als Andreas mich sehr laut fragte, was denn los sei. In dem Moment schaute mich die Gastgeberin natürlich auch an und ich versuchte ein normales Gesicht zu ziehen. Sie fragte, ob alles ok sei, und das andere Personal schaute mich nun auch an. Gleichzeitig verteilte sich dieser unglaublich muffig faule Geschmack in meinem Körper. Dankbar für Andreas`lautstarke Nachfrage und die Aufmerksamkeit des Hotelpersonals, die ich nun genoss, reichte ich Andreas seine Capri Sonne, und sagte ihm, er solle doch erst einmal zur Erfrischung etwas trinken

XXXXX

So, inzwischen sind wir auch schon in Hong Kong angekommen - aber davon berichten wir später!! Euch allen ein schönes Wochenende und bis bald,

Robert & Andreas

Sonntag, 6. Februar 2011

Abenteuer in Saigon

Liebe Ihr!

Es ist kurz vor 8:00 Uhr und gleich geht`s auf unsere dreitägige Bootsfahrt auf dem MEKONG. Wenn es nur halb so gut wird, wie die Bilder versprechen, dann wird es sicher ein Höhepunkt auf unserer Reise. Um einen kleinen Vorgeschmack zu bekommen, hier ein Link zu der Reise:
http://www.mekongeyes.com/
bzw
http://www.mekongeyes.com/de/touren/rund-touren-von-saigon/3-taegige-flussfahrt-im-mekong-delta

Wir freuen uns schon riesig!
Und wir werden berichten

Hier noch eine kleine Zusammenfassung der letzten beiden Tage hier in SAIGON (offiziell: Ho Chi Minh Stadt) 

Neujahrsfest in SAIGON
Wie ich (Robert) ja schon berichtete, wurde mir beim Neujahrsfest hier das Portemonnaie gestohlen. Trotzdem war es (bis dahin) ein unglaublich schöner Abend. Wir sind mit Alex und Mia (einem sehr netten Paar aus Bayern, dass wir in einem Café kennen lernten) gemeinsam zu dem größten Feiertag in Vietnam aufgebrochen. Die Vietnamesen haben zwei parallele Kalender: Unseren "Sonnenkalender", und Ihren "Mondkalender", nach dem hier am 03. Februar das neue Jahr begrüßt wird. Die Feierlichkeiten dauern drei Tage, an denen alles öffentliche Leben zum Erliegen kommt: Läden und Restaurants haben zum großen teil geschlossen, Hotels werden (wenn überhaupt) nur mit einer Notbesetzung geführt, und fast alle Vietnanesen verbringen diese Tage mit ihrer Familie. Die enormen Auswirkungen dieses Festes hatten uns ja bereits zu einer Änderung unserer geplanten Reiseroute gezwungen: Züge sind bereits Wochen im Voraus komplett ausgebucht, Busse zum Großteil ebenfalls. An den drei Tet-Tagen gar kein öffentlicher Nahverkehr. Daher flüchteten wir ein paar Tage im Voraus nach Kambodscha, was auch die richtige Wahl war! Zwei Tet-Tage bekamen wir dann hier in Saigon dann aber noch mit, und in dieser Metropole haben zumindest einige Restaurants und Geschäfte geöffnet. Was uns dann aber bei den öffentlichen Feierlichkeiten erwartete, hatten wir nicht erwartet: Über 100.000 Vietnamesen flanierten an einem extra dafür umgestalteten Boulevard mitten in der Stadt - gesäumt von einem wahren Blumenmeer.
Einstimmung auf die Neujahrsfeier in der Hotelbar des Sheraton-Hotel (Cocktail: 3€!) im 23sten Stock. Im Hintergrund kann man unten die Feierlichkeiten sehen

Blumenschmuck zum Neujahrsfest

Ein Modell oder eine vietnamesische Tänzerin?? Wir wissen es nicht. Zumindest posierte sie mit einigen Vietnamesen

Neujahr ist hier aber nicht nur wie bei uns Silvester: Alle Vietnamesen feiern Geburtstag (!!), viele Fabriken entlassen zum Jahresende die gesamte Belegschaft, um im neuen Jahr wieder neu anzufangen. Ein neues Jahr - ein neuer Lebensabschnitt - fängt an, und die meisten  über das enorm lange Land verstreuten Vietnamesen reisen in ihre Heimatstädte und -dörfer. Und dann wird gefeiert, wie man auf den Fotos sehen kann!

Lustige Parade zum Neujahrsfest

Alex, Mia und Andreas

Ich glaube, dass Andreas, Alexander (der auch recht groß ist) und ich zu den am meisten fotografierten Motiven des Abends gehörten - im Ernst! Überall wurde auf uns gezeigt, Leute stellten sich neben uns, um hoch zu schauen. Und alle paar Meter kam die Nachfrage, ob man sich nicht mit uns fotografieren lassen könnte. hier eine kleine Auswahl:



Wir kamen uns ein bisschen wie Stars bei einem Bad in der Menge

Dazu kommt, dass Kinder eine sehr große Rolle bei diesem Neujahrsfest spielen. Hier ein besonders goldiges Exemplar, das ich auf den Arm nehmen sollte:

Die Stimmung war ausgelassen, friedlich - einfach schön! Bis ich schliesslich feststellte, dass sich jemand mein Portemonnaie "ausgeborgt" hatte… Schade, ein unschöner Abschluss für diesen wunderschönen Abend.

Auch sonst ist Saigon eine sehr interessante aufstrebende Stadt. Man merkt, wie sehr der Ort pulsiert und in den Aufbruch ist.

Flanierboulevard mit Wolkenkratzer im Hintergrund

Straße in der Nähe der Neujahrsfeierlichkeiten

Ein ernster Abschnitt - 
Die Tunnel von Cu Chi und die vietnamesische Vergangenheit
Ich möchte an dieser Stelle keine Geschichtsstunde abhalten - aber die Grauen des letzten Jahrhunderts stecken dem Land überall sichtbar in den Knochen und sind alltäglich präsent. mein Gott, was hat diese Nation leiden müssen - besonders im letzten Jahrhundert. Nach den Franzosen kamen die Japaner. Diese hatten während Ihrer Besatzung während des Zweiten Weltkrieges so hohe Reismengen eingefordert, dass in dessen Folge bis zu zehn Millionen Vietnamesen verhungerten. Und schließlich der Vietnamkrieg, mit dem ich mich als Europäer (leider) bisher nicht sonderlich beschäftigt hatte. Ein Krieg, für den es aus Sicht der USA keinen Grund gab - außer, dass die Amerikaner Angst hatten, dass der Kommunismus sich hier ausbreiten würde. Die Bilanz: 
  • mind. 4 Millionen tote Vietnamesen
  • Über sieben Millionen Tonnen Bomben (!!) warf die US-Luftwaffe auf Vietnam, mehr als dreimal so viel wie im Zweiten Weltkrieg.
  • 70 Mio. Liter Herbizide - allein 40 Mio Liter Agent Orange und Splitterbomben wurden eingesetzt, Wälder entlaubt, riesige Landflächen vergiftet und Massaker an der Zivilbevölkerung verübt.
  • 170 kg Dioxin, die giftigste Substanz der Welt, wurden freigesetzt. Bei der Katastrophe von Seveso waren es gerade einmal 300gr.
  • Mit den Folgen hat Vietnam bis heute zu kämpfen: Auf unbestimmte Zeit sind die Böden verseucht (Dioxin baut sich so gut wie gar nicht ab).
  • Weder die USA noch die Gift-Produzenten (Dow Chemical und Monsanto) haben bis heute Repessionszahlungen geleistet.

Wie gesagt, ich will an dieser Stelle keine Moralkeule schwingen und die Geschichte ist hinreichend bekannt, aber die Folgen sind hier so präsent, dass ich sie täglich sehe und mich sehr berühren: Verkrüppelte und grausam entstellte Menschen - zerstörte Natur in einem ehemaligen Paradies. Die Gifte werden über das Essen aufgenommen und an die nächsten Generationen weiter gegeben. 
Gestern haben wir die Tunnelanlagen von CU CHI der Vietnamkämpfer und anschließend das "Kriegsrestemuseum" angeschaut. 
Unser Fremdenführer "Hai Fatman" bei der Besichtigung der  vietnamesischen Tunnel aus den Tagen des  Vietnamkrieges (er steht auf einer Stufe!!)
Das war ganz schön harter Tobak. Sicherlich in einer propagandistischen Darstellung, aber trotzdem so emotional, das es mir buchstäblich die Kehle zuschnürte. Harte Fakten, grausame Bilder - da hat man schon mit Tränen zu kämpfen. Mein Gott, wie viel Leid hat dieses Land ungerechter Weise ertrargen müssen und erträgt es noch immer?

Umso erstaunlicher ist es, wie offen und freundlich die Vietnamesen den Ausländern gegenüber eingestellt sind. Wir haben nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise Anfeindungen gespürt. Die Menschen hier sind so positiv gestimmt und voller Hoffnung in die Zukunft, dass es uns erstaunt. Dies ist auch schon häufig ein Thema gewesen, das wir mit anderen Touristen diskutiert haben.
Das junge Vietnam schaut frohen Mutes nach vorn und nicht zurück.

Nun gut, so findet dieser Bericht ja doch noch ein positives Ende bzw Fazit.

Andreas futtert gerade noch seine Hühnersuppe zu Frühstück. Außerdem gibt`s exotisches Obst, gekochte Rippchen mit Süsskartoffeln und Reis.
Und gleich geht es ab auf unsere Mekong-Rundfahrt!


Ahoi!
Robert & Andreas

Samstag, 5. Februar 2011

05.02.2011:Vietnam Mail IV - Alles Roger in Kambodscha!


Ein sonnig heisses "Moin" aus SAIGON, wo wir gestern gelandet sind :-)

Entschuldigt bitte die muffig zotige 80er-Jahre-Betreffzeile, aber wann - wenn nicht nach einem Kambodscha-Trip - kann man diese noch ungestraft benutzen? Eine innere Stimme zwang mich…

Eigentlich sollte die Mail Euch gestern erreichen, aber das war ein Tag mit Pleiten Pech und Pannen: Es fing damit an, dass mir am Flughafen von SIEM REAP (Kambodscha), mein iPhone aus der Tasche gefallen ist, was ich erst im Flugzeug bemerkte - und da war es schon zu spät. Neben dem "Goldenen Handschuh" auf dem Hamburger Kiez gibt es wohl wenige Orte, wo die Hoffnung, dass Handy wieder zu Gesicht zu bekommen geringer ist. Ich habe natürlich eine Verlustmeldung aufgegeben, heute Morgen aber die Meldung bekommen, dass kein iPhone gefunden wurde.... jaaaa jaaaaa! Gestern Abend waren wir dann auf einer riesigen Neujahrsfest-Parade. Es war eigentlich ein perfekter Abend, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich bemerkte, dass mir jemand aus meiner zugeknöpften Hosentasche auch noch mein Portemonnaie gemopst hat!!! Da war die Stimmung dann nicht mehr so gut. Maximal 50 Euro, Kredit- und EC-Karte und ein sehr schönes Portemonnaie sind futsch. Und wirklich am ärgerlichsten war es eigentlich, dass dieser wunderbare Abend so einen abrupten Abschluss fand. Die Leute waren alle so nett, ließen sich alle paar Meter mit uns deutschen Riesen fotografieren und die Stimmng war einfach grandios. Ok, Trickdiebe gibt`s überall, man geht ja nur immer davon aus, dass es einen selbst nicht trifft. Egal, da hab ich mich gestern genug drüber geärgert!

Nun noch ein bisschen was Schönes und Amüsantes von unserer Reise:


Die Tempel von ANGKOR WAT
Die riesigen Tempelanlagen von ANGKOR sind der absolute Hammer. Die Temperaturen sind tagsüber bei über 30 Grad (nachts geht es dann auf 26 Grad "runter"), und das bei angenehm trockener Luft. Trotzdem geht es dann ganz schön auf die Pumpe, wenn man bei den Temperaturen in der Mittagszeit irgendwelche Tempel besteigt. ANGKOR ist absolut eine Reise wert. Im 11ten/12ten Jahrhundert  haben allein innerhalb der größten Tempelanlage über 1.000.000 (!!) Menschen gelebt (die übrigen Anlagen und das Umland kommen noch dazu)! Das macht glaube ich einen kleinen Eindruck über die Dimensionen.




Affe in den Anlagen von Angkor


Mönche in Angkor

Tempel in Angkor

Noch mehr Tempel in Angkor


Angkor Thom

Angkor Thom

Angkor Thom - Andreas vor historischer Kulisse

Angkor Thom
Angkor Wat
Angkor Wat

Rob meditiert - zugewachsener Tempel
Tänzerinnen in Angkor
...tja, da sehe ich ganz schön klein aus


SONNENAUFGANG BEI ANGKOR WAT
Der Höhepunkt eines jeden Angkorbesuches SOLL der Sonnenaufgang vor dem berühmten Postkartenmotiv des Haupttempels "Angkor Wat" sein. Wir trafen in Vietnam eine äußerst attraktive Australierin Anfang 20, die gerade zuvor in Angkor zu Besuch war und mit leuchtenden Augen vom "most amazong moment in her hole life!" berichtete. OK, 20 Lenze is ja noch nicht die Welt, aber….. der Collegeabschluss, erster Sex, wilde Parties, Konzerte & Co  waren also NICHTS im Vergleich zu Angkor Wat. Dementsprechend und auch auf Grund der Bilder der Anlagen, die ich schon kannte, war die Erwartungshaltung nicht unerheblich. In meiner naiven Art hatte ich einen romantischen Sonnenaufgang vor DER historischen Kulisse erwartet. Es war dann etwas anders:
4:40 Uhr: Aufstehen (und das freiwillig!)
5:00 Uhr: Abfahrt vor dem Hotel mit Chem, unseren TukTuk-Fahrer.
5:10 Uhr: Andreas: "ohhh, ich freu mich schon aufs Frühstück." es sollte der einzige Satz aus dem verknautschten Gesicht auf absehbare Zeit sein.


Ein zufriedener hellwacher und entspannter Andreas voller Vorfreude auf den Sonnenaufgang

 5:20 Uhr: Ankunft in Angkor Wat. Mit uns kreisten noch zig weitere TukTuks und Reisebusse umher. Im Gänsemarsch der Touristenkarwane zu Fuß durch stockfinstere Nacht. Auf dem Weg dahin hunderte kleine Kinder: "Hello Mister! Like some Coke? 1 Dollar! Mister! Chep cheap! Like some Coke? One Dollar……. usw"  - und das in einem Singsang von allen Seiten
5:30 Uhr: Ankunft an DEM Aussichtspunkt für DEN Sonnenaufgang - einem Teich vor der Tempelanlage. Der gesamte Ufersaum ist bereits gesäumt mit Hunderten von Touristen. Und es strömen immer mehr an diesen "magischen Ort". Weiterhin überall kleine Kinder, die einen von allen Seiten vollquaken und Cola verkaufen wollen. Ältere Herren mit Spiegelreflexkameras haben den geamten Uferbereich eingenommen. Die Kameras werden mit Wasserwaagen austariert, Blitzgeräte getestet, Fernauslöser installiert. Andere (vorwiegend asiatische Frauen) zücken Ihre Fotohandys und Miniknippsen und blitzen in die dunkle Nacht. Auslösegeräusche wie "Kuckkuck", "kikerikii", "zerschmettertes Glas" oder ähnliches erfüllen die Luft. Ich hatte mir die Romantik anders vorgestellt.
5:50 Uhr: Andreas: "Wo bleibt endlich die verfickte Sonne, ICH WILL frühstücken"
6:00 Uhr: Volksfeststimmung
6:15 Uhr - Dämmerung. Blitzlichtgewitter - fast wie auf einem Scooter-Konzert…. naja, nicht ganz so schlimm (zu den Blitzen sei noch erwähnt, dass der Tempel in mehreren 100 Metern Entfernung liegt!)
6:20 Uhr: Die ersten  Amis verlassen mit großer Lautstärke die dicht gedrängte Menge
6:30 Uhr: Andreas (zum wiederholten Male): "Wollen wir los? Hier passiert nichts mehr!"
6:45: Der Sonnenball erhebt sich über den Tempelanlagen
7:00 Uhr:Abfahrt zum Hotelfrühstück…
Soviel zum Thema Romantik!
Nachmittags war die Tempelanlage dann übrigens sehr schön und ruhig.
Fazit: Glaube keinen Australierinnen! Oder die Arme hatte bisher ein wirklich ödes Leben!




Romantischer Sonnenaufgang von Angkor Wat I

Angkor Wat im Morgengrauen

Angkor Wat Sonnenaufgang- genau so hatte ich es mir vorgestellt...

Kleinigkeiten aus Kambodscha:

- Zu unserem Speiseplan hier gehörten schon Krokodil und Schlange. beide recht ähnlich im Geschmack, und lecker! Außerdem: Äußerst schöne Früchte in ungewöhnlichsten Formen und Farben. Schmecken bloß meist nicht so toll wie sie aussehen.

- Vorgestern haben wir einen Kochkurs  für Kmehr-Küche gemacht. Super lecker!! problematisch könnten beim Nachkochen allerdings einige Zutaten werden, die es wahrscheinlich nicht einmal im Asialaden zu kaufen gibt. Eine lustige Zutat für die Zubereitung einer traditionellen Khmer-Suppe: Ein original Knorr-Brühwürfel!!! Da dürfte die Beschaffung  nicht so ein Problem darstellen

Beim Kochkurs der Khmer-Küche

Das Resultat nach 1 Stunde Schnibbeln & Brutzeln: Und das sieht nicht nur gut aus, sondern war auch extrem lecker


Chem und sein TukTuk, dass wir für zwei Tage gemietet hatten
- Andere Länder - andere Titten (schon wieder ein zotiges Wortspiel): Asiatinnen haben üblichweise eine sehr kleine Oberweite. Habt Ihr schon einmal kleine dünne Asiatinnen mit Körpchengröße D gesehen? Wir hatten jetzt ein paar Mal das "Vergnügen". Sieht äußerst bizarr aus! Der Schönheitschirugie sei Dank. Außerdem sollen europäische Nasen ganz groß im Trend liegen. Wie macht man aber aus einer  kleinen Stupsnase nen ordentlichen Zinken?

- Kambodschaner lernen ihre eigene Sprache Khmer in neun bis zehn Jahren in der Schule, da die Sprache und die Schriftzeichen so komplex sind.

- Standardfrage der TukTuk-Fahrer: "Hey Mr! Want BummBumm?"… Erklärung spare ich mir jetzt mal


- Gestern Abend haben wir noch einen lustigen Japaner kennen gelernt, der hier für eine Hilfsorganisation unterwegs ist. Neben dem iPhone hatte er noch ein Handy eines japanischen Herstellers, dass eine dreidimensionale Bedienoberfläche hat. Außerdem kann man mit dem Gerät Filme in 3D sehen UND: Fotos in 3D aufnehmen. Ihr könnt Euch nicht ansatzweise vorstellen, wie groß Andreas` Augen bei dem Anblick wurden :-)


Ganz großer Trend in Kambodscha: Doktorfisch-Fussmassage. Das kitzelt ziemlich!
Sonnenuntergang am Tonle Sap-See, dem größten See Südostasiens

bei den Schwimmenden Dörfern


Krokodile bei den Schwimmenden Dörfern



Kirche in den Schwimmenden Dörfern









So, wir sitzen nun nach Sonnenuntergang auf der Dachterrasse unsere Hotels in Saigon, und schauen auf das bunte Treiben in den Straßen - noch nen Kaltgetränk, und dann geht`s was Essen.

Viele Grüße senden
Andreas & Robert
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